Dem Praktikum bei der Kyrö Distillery Company in Isokyrö war eine Begegnung auf der Whiskymesse THE VILLAGE 2023 in Nürnberg vorrausgegangen. Hier lernte ich Kalle Valkonen, Head Distiller und Mitbegründer der Firma, kennen und es entstand die Idee eines Praktikums.
Anfang Januar ging es mit der Fähre über die vereiste Nordsee von Travemünde nach Helsinki. Im verschneiten Finnland ging es mit dem Zug weiter nach Isokyrö. Dankenswerterweise stellte mir die Brennerei eine Wohnung zur Verfügung – mit eigener Sauna!
Die ersten Arbeitstage verbrachte ich damit, das Firmengelände, meine Kollegen und erste Betriebsabläufe kennenzulernen. Besonders interessant war für mich der automatisierte Prozess der Maischeherstellung und der Destillation. Die ausschließlich auf Roggenwhisky spezialisierte Destillerie stellt seine Destillate aus Ganzkornmaischen in einem klassischen Rohbrand-Feinbrand-Verfahren her. Vor allem das Volumen der Maischen und der Brennblasen beeindruckte mich sehr.
In der Brennerei hatte ich mich sehr schnell eingelebt, einerseits wegen der sehr transparenten und offenen Art und andererseits wegen der guten Englischkenntnisse der Kollegen. Schnell konnte ich deshalb vielfältige und wichtige Aufgaben übernehmen – vom Fässer befüllen und Fassproben ziehen über das Ausmischen von Whiskyblends. Außerdem durfte ich mich am Blenden verschiedener Destillate für ein neues Produkt beteiligen und an Verkostungsrunden teilnehmen. Selbstverständlich gehörten aber auch Tätigkeiten wie das Schippen von Schnee zu meiner täglichen Routine. Allerdings erst nach Sonnenaufgang (um 09:00 Uhr!) und nach der ersten Tasse Filterkaffee, von dem es reichlich gab (mindestens 4 Tassen pro Tag) im Land mit dem höchsten Kaffeekonsum pro Kopf.
Nach Sonnenuntergang (um 15:00 Uhr) ging es für mich dann zum Feierabend immer in die Sauna, um die eisigen -20°C des Tages abzuschütteln und die finnische Saunakultur hautnah zu spüren. Neben den tollen Eindrücken in der Brennerei hatte ich an den Wochenenden die Möglichkeit, Helsinki, Tampere und Oulu zu besuchen, wobei hier natürlich die obligatorischen Besuche in Brauereien, die mit Weyermann® Malz brauen, nicht fehlen durften.
Die Highlights meines Auslandspraktikums waren sicherlich die größeren Produktionsvolumina und die Herstellungsmethoden, aber auch die vielen netten Menschen, die ich kennenlernen durfte und die schöne, kalte und weite Landschaft, die mir in diesem Monat ans Herz gewachsen ist. Ich bin froh, die Möglichkeit bekommen zu haben, Brücken der Freundschaft nach Finnland zu bauen und kann jedem nahelegen, die Chance zu nutzen, im Ausland Berufs- und Lebenserfahrungen zu sammeln.
Text und Fotos: Laurenz Schorner
