Hamburg

Ein persönlicher Erfahrungsbericht zur Klassenfahrt der Druck- und Medienberufe.

Fahren wir oder fahren wir nicht? Ein Satz, der uns mehrere Tage lang verfolgte und uns die Hoffnung auf die letzte Klassenfahrt unseres Schullebens immer utopischer scheinen ließ. Doch auch Wunder geschehen, sogar bei der Deutschen Bahn... Koffer gepackt, die wichtigsten Sachen im Schlepptau, sollte die Reise vom Dortmunder Hauptbahnhof Richtung Hamburg endlich beginnen: knapp 4 Stunden Zugfahrt, ein lautes Abteil voller junger Erwachsenen und bereits neue feierwütige Kameraden auf Kegeltour. Später hieß es Endstation Hamburg Hauptbahnhof. Koffergerumpel, lautes Lachen und verschiedenste Konversationen vereinfachten uns den Weg zu unserer Jugendherberge, zugegeben der Weg war schon etwas weiter, aber als wir dann endlich ankamen, war auch dieser bereits vergessen. Herr Wenner begrüßte uns vor Ort, nachdem er bereits drei Tage zuvor mit dem Fahrrad losgefahren war. Chapeau für diese Motivation. 1 Stunde Zeit, dann ging es zur Frida Kahlo Ausstellung, gefühlte 30 Grad, okay vielleicht eher so 22 Grad, aber Sommerfeeling war es allemal und das merkte man uns auch an. Gut gelaunt, weiterhin unermüdlich nahmen wir auch diesen Weg auf uns und begaben uns nach einem Gruppenfoto, welches aus den unterschiedlichen Klassen der Medientechnologen Druck, der Weiterverarbeiter und der Mediengestalter eine Truppe machte, in die Ausstellung. Beeindruckend, so beschrieben viele von uns das Gefühl, das sie danach empfanden. Immersive Medien, zwar schon oft gesehen, aber doch noch nie so ganz. Etwas Bekanntes, aber doch irgendwie neu. Nächste Station Elbstrand. Ein paar U-Bahn Stationen, dann die Fähre, eigentlich ganz simpel, sollte man meinen, doch niemand hatte damit gerechnet auf dem Schiff so nass zu werden, wie bei einem Lauf unter einem Rasensprenger. Egal, denn wir hatten Hunger und wollten endlich sitzen. Am Elbstrand, mit untergehender Sonne. Traumhaft. Unser Lachen hörte nicht auf, genauso wie unsere Gespräche. Das erste Mal, dass wir uns auch als eine Truppe fühlten, schon jetzt hatten wir neue Freunde und Kameraden gefunden, die nächsten Tage konnten kommen.

Dienstag: Stadttour. Erst den steilen Fußgängerweg zum Elbtunnel herunter, dann etwas Laufen. Angekommen auf der anderen Seite, empfing uns die Sonne, als hätte sie nur auf uns gewartet. Zugegeben die meisten von uns trugen einen Pulli, der uns in diesem Moment etwas unpassend erschien, aber wir sind nun mal nicht im Wetterstudio tätig, das ist ganz offensichtlich ein anderer Bereich. Nächstes Gruppenfoto, nach ein paar Komplikationen, was die Komposition des Bildes anging, hingen wir nun sehr nah beieinander und überwanden auch diese Hürde. Endergebnis: Kneifende Gesichter, die versuchten in die Sonne zu gucken, da kaum jemand eine Sonnenbrille dabeihatte, aber trotzdem erkannte man bei jedem ein Schmunzeln oder Lächeln. Dann die Elbphilharmonie, sehr beeindruckender Treppenaufgang, welches sich an den zahlreichen Bildern und Videos, die wir machten, messen lässt. Oben angekommen ein traumhafter Ausblick in alle Richtungen, die Stadt so klein, wir so groß. Bilder über Bilder, noch mehr Videos. Dann die langersehnte Mittagspause, viele von uns suchten ein Café auf, meine Truppe entdeckte eine kleine gemütliche Kaffeerösterei, die uns von oben bis unten in ihren Charme einwickelte und uns mit ihrem netten Personal und den Köstlichkeiten bestimmt wieder einkehren lässt, sollten wir nochmal in der Nähe sein. Dann das Highlight des Tages, wie ich finde : Dialog im Dunkeln. Eine einstündige Tour in der Finsternis. Kein Lichtblick, kein Erahnen möglich. Klingt beängstigend und das war es teils auch. Orientierungslos, nur den Blindenstock an unserer Seite, sowie unsere Kameraden, die uns teils mit diesen ein paar blaue Flecke zufügten, natürlich aus Versehen, wurden wir durch verschiedene Alltagssituationen Blinder von einem blinden Menschen, durch einen blinden Menschen geführt. Nur eine Stimme die uns blieb, mehr nicht. Alles intensiver, auf unsere restlichen Sinne reduziert, versuchten wir uns durch die verschiedenen Situationen zu kämpfen, die für uns Sehende so selbstverständlich und normal und für andere so eine riesige Hürde sind. Wir stellten Fragen und auch nachdem wir wieder das Licht erblickten, ging die Dunkelheit nicht spurlos an uns vorbei. Wir unterhielten uns weiterhin darüber, grübelten. Die Gedanken ließen uns nicht wirklich los. Dann Freizeit. Bis zum Treffen um 21 Uhr auf der Reeperbahn, dem Abschluss unserer Klassenfahrt, verbrachten wir die Zeit unterschiedlich. Doch sicher war, alle würden kommen. Feierwütig, motiviert die Nacht zum Tag zu machen, stand die Uhrzeit und der Ort fest. Alle waren da, wie erwartet. Die Bar, eher gesagt die Theke, ein treuer Begleiter des gesamten Abends. Die Live-Musik versetzte uns in das nötige Stimmung, das Tanzbein und unsere Gläser wurden geschwungen, Arm in Arm, alle vereint auf der Tanzfläche, hüpfend, springend, lachend. Glücklich. Das Adjektiv was diesen unvergesslichen Abend wahrscheinlich am besten beschreiben dürfte ist ganz klar „wild“. Den Rest überlasse ich der Fantasie, denn jegliche Beschreibung würde diesem Abend nicht gerecht werden, man muss einfach dabei gewesen sein. Und jeder, der das hier grade liest und vor Ort war, wird da hoffentlich grade meiner Meinung sein und vielleicht sogar ein Schmunzeln auf den Lippen haben, wenn er sich zurück erinnert.

Mittwoch: Der letzte Morgen. Er brach an, nur ein paar Stunden nach unserem Heimkehren. Kofferunterbringung am Hauptbahnhof, eine nicht ganz so leichte Aufgabe, wie sich herausstellte. Nachdem aber auch diese Hürde erfolgreich überwunden wurde, ging es hoch hinaus. Für manche war dies aufregender als für Andere. Jaja, Höhenangst ist schon was Schönes, aber trotzdem traute sich jeder hinauf, auch wenn manche länger oben blieben als andere. Die Rede ist von dem Michel. Fabelhafter Ausblick, zumindest hörte ich das von meinen Kameraden, nachdem ich mich oben, wie manch anderer, kaum von der inneren Mauer lösen konnte. Die letzte Sehenswürdigkeit, die auf unserem Tagesplan stand. Danach nochmal Freizeit. Die letzten schönen Stunden in der Großstadt genießen, bei Sonnenschein an der Binnenalster sitzen oder durch die Shoppingstraßen schlendern, bevor wir unseren Heimweg antreten sollten. Und schon bereits in diesem Moment ließen wir die Klassenfahrt Revue passieren. Anreise, die erste Nacht, der unvergessliche zweite Tag und der so schnell herangekommene dritte und letzte. Eins war sicher, so schnell würde das Niemand vergessen und die zahlreichen Bilder und Videos würden uns dabei helfen.

Die Zugfahrt: Wie zu erwarten, stiegen wir natürlich nicht pünktlich in den Zug ein, aber hey, immerhin waren wir überhaupt gefahren, da war uns auch relativ egal, wann wir nach Hause kommen würden, und geahnt hatten wir so was ohnehin schon. Da blieb uns, oder eher gesagt den Lehrern noch genug Zeit, unsere Zeugnisse ordentlich in die von ihnen gekauften Mappen einzuheften, nachdem nur ein einziger von 39 Schülern an eine Zeugnismappe gedacht hatte. Grüße gehen raus an Anton. Und natürlich an die Lehrer, die noch die wichtigste Besorgung für uns gemacht hatten. Nachdem wir dann endlich im Zug nach Hause Platz nahmen, war es still, nur hier und da hörten wir einen Applaus für diejenigen von uns, die bereits ihre Abschlussprüfung hinter sich hatten und bestanden haben. Gratulation nochmal an euch. Unvergesslich, die wahrscheinlich letzte Klassenfahrt unseres Lebens. Schön, dass wir sowas alle noch einmal erleben durften. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen von allen Beteiligten bei allen Teilnehmenden für eine tolle, einzigartige und wilde Zeit bedanken und bin jetzt schon gespannt auf unsere Gautschparty. Ich kanns kaum erwarten...

Text: P. Börger
Fotos: M. Kwiatkowski