Hi, ich bin Tristan! Bevor ich richtig anfange die Geschichte über mein Jahr in Island zu erzählen, kommen erstmal ein paar Fakten: Ich bin 25 Jahre alt, habe zwei Handwerksausbildungen als Tischler und Maurer und eines weiß ich, Schriftsteller werde ich nicht mehr! Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, euch mit dem folgenden Bericht mit in mein Islandjahr zu nehmen und vielleicht schaffe ich es, euch für eine ähnliche Reise zu begeistern.
Meine Reise begann im Februar 2024. Nachdem ich erfolgreich meinen zweiten Gesellenabschluss als Maurer in der Hand hatte, übermannte mich mein Fernweh und der Wunsch, meine erlernten Fähigkeiten auch im Ausland unter Beweis zu stellen. Der Ort dafür war recht schnell gefunden; ich wollte nach Island! In das Land im Nord-Atlantik, welches nicht nur durch eine gesunde Demokratie, sondern auch vom umbarmherzigen Wetter regiert wird. Das wurde mir schnell klar, als ich in der nordisländischen Stadt Akureyri einen großen Schritt von der Flugzeugtreppe aufs Rollfeld machte und von gemütlichen -20 °C empfangen wurde.
Trotz des unwirtlichen Wetters fing ich recht schnell an meine ersten Projekte zu starten. Zu denen gehörte das Errichten einer Küchenzeile oder das Dämmen der Stallwand mit Schafwolle. Doch als im April das Wetter deutlich besser wurde, bekam ich die Möglichkeit ein 30 qm großes Gewächshaus zu errichten. Für das Ausheben des Erdbodens und das Einbringen des Schotters hatten wir einen kleinen Bagger zur Verfügung. Nicht aber bei der Betonarbeit, diese musste ganz klassisch von Hand und mit einem Betonmischer vollbracht werden.
Auch kulturell konnte ich in meinem Island Jahr viel mitnehmen! Ich lernte, mit plötzlich auftretenden Problemen ganz anders umzugehen. Oder einfach – egal, wie blöd das Wetter gerade scheint – das Beste aus der Situation zu machen. Der Satz trifft auch ganz gut auf Mahlzeiten mit kulinarischen Spezialitäten, wie Schafkopf oder Hákarl (fermentiertes Fleisch des Grönlandhais) zu. Da musste ich (zugegebenerweise) das ein oder andere Mal meine Zähne zusammenbeißen. Doch spätestens beim isländischen Rúgbrauð (Roggenbrot) war ich wieder dabei, denn dieses wird in Teilen Islands noch traditionell in Löchern nahe heißer Quellen bis zu 24 Stunden gebacken.
Ein Stück Rúgbrauð während des großen Schafabtriebs, Göngur genannt, war Pflicht, denn Anfang September werden die Schafe aus den Bergen ins Tal getrieben. Es war ein Riesenspektakel, welches sich teilweise über Tage hinausstreckt. Zudem war es ein schöner Ort, um neue Leute kennenzulernen. Mit all diesen Erlebnissen, Erfahrungen und Freundschaften, die ich in diesem Jahr gesammelt habe, entschied ich mich, noch für eine unbestimmte Zeit in Island zu bleiben.
Ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen mit diesem Bericht inspirieren.
Text und Fotos: T. Manteufel