Deutsch-französischer ProTandem-Austausch

Lern- und Arbeitserfahrung in Frankreich

Im November 2024 fand ein dreiwöchiger Austausch zwischen dem Fritz-Henßler-Berufskolleg der Stadt Dortmund und dem Lycée Professionnel du Bâtiment Benjamin Franklin in Melun statt. Sechs deutsche und sechs französische Auszubildende nahmen daran teil. Die Organisation und Finanzierung der Aktivität übernahm ProTandem. Begleitet wurde die Gruppe von zwei Lehrerinnen des Fritz-Henßler-Berufskollegs sowie einer Sprachbegleiterin zur sprachlichen und organisatorischen Unterstützung. Als Fachlehrerin reiste Kristin Köhler mit, als Ansprechpartnerin für deutsch-französische Austausche Semira Brodersen.

Während in Deutschland angehende Gerüstbauer/-innen eine dreijährige duale Ausbildung absolvieren, bietet das Lycée in Melun eine einjährige Ausbildung mit Betriebspraktika an. Das Lycée in Melun ist die erste und derzeit einzige Berufsschule in Frankreich, die angehende Gerüstbauer/-innen in Theorie und Praxis ausbildet. Das Programm begann mit einem einwöchigen Sprachkurs, der durch Tandemarbeit und Gruppenübungen die Teambildung und fremdsprachliche Grundlagen förderte. Danach folgte eine zweiwöchige praktische Schulung, die Angefangen beim Verstehen von Gerüstzeichnungen über das Anfertigen von Skizzen und die Materialmengenermittlung bis hin zur praktischen konstruktiven Umsetzung des Bauvorhabens alles beinhaltete. Anschließend wurden die Konstruktionen der jeweils anderen Teams auf Fehler geprüft. Dabei wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Arbeitsweisen und Arbeitssicherheitsanforderungen sowie der zeichnerischen Darstellung festgestellt und miteinander diskutiert. Hier wurde deutlich, dass in Frankreich die Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen höher sind als in Deutschland, aber auch, dass die deutschen Ausbildungsinhalte wesentlich tiefgehender und breiter gefächert sind.

Die Teilnehmer erlebten den Schulalltag in Frankreich und besichtigten die Pariser Niederlassung des Gerüstherstellers »Layher«, wobei sie Einblicke in internationale Arbeitsweisen erhielten. Ein kulturelles Programm, darunter eine Bootsfahrt auf der Seine und Besichtigungen in Paris, sowie Teambildungsaktivitäten rundeten den Austausch ab.

Das Projekt stärkte die fachlichen, interkulturellen und sozialen Kompetenzen der Auszubildenden, was auch in der Zusammenarbeit mit internationalen Kolleginnen und Kollegen von Vorteil sein kann. Zusätzlich förderte der Aufenthalt Selbstbewusstsein, Selbständigkeit und Teamfähigkeit.

Im März/April 2025 ist der Gegenbesuch der französischen Auszubildenden in Dortmund geplant. Das Projekt zielt darauf ab, den Beruf Gerüstbauer/-in attraktiver zu machen, insbesondere angesichts einer großen Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen. Das Fritz-Henßler-Berufskolleg will mit Projekten wie diesem einen konkreten Beitrag für die Attraktivitätssteigerung des Berufes Gerüstbauer/-in bei jungen Menschen und die betriebliche Fachkräftesicherung leisten. Neben dem »Europass« soll erstmals das Zertifikat »Deutsch-französische Zusatzqualifikation« verliehen werden.

Ein besonderer Dank gilt den beteiligten Ausbildungsbetrieben Brand Energy & Services/ Marl, Gerüstbau Burbach/ Bonn, H. Fischer Gerüstbau/ Sarstedt, Krauß Gerüstbau/ Lippstadt, Rohrgerüstbau Pronin/ Hamburg und TM Gerüstbau/ Hamburg, die den Auszubildenden wertvolle berufliche Auslandserfahrungen und fremdsprachliche Entwicklung ermöglichten.

Text und Fotos: S. Brodersen, B. Fabian, K. Köhler