Der Kontakt zur UEG (Union Europäischer Gerüstbaubetriebe) und Erasmus+ haben's möglich gemacht: Sieben Lehrkräfte aus der Abteilung Gerüstbau des Fritz-Henßler-Berufskollegs konnten im Mai 2022 das System der beruflichen Bildung und die Praxis des Gerüstbaus in Frankreich näher kennenlernen. Mit der Unterstützung von Herrn Gabriel Staniul (Technical Manager der SFECE- French Trade Union of Scaffolding, Formwork and Falsework) aus Paris konnte ein interessantes Programm in Bordeaux aufgestellt werden.
In der berufsbildenden Schule »BTP CFA de la Gironde Blanquefort« (Schwerpunkt Bauwesen) haben wir mit großem Interesse die praktischen Arbeitsbereiche und die Klassenräume für den allgemeinbildenden Unterricht besucht. Alle Bildungsgänge wie z.B. Zimmerer/Zimmerin, Dachdecker/-in, Klempner/-in, Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin, Trockenbauer/-in befinden sich unter einem Dach. Aus Gründen der Arbeitssicherheit erlernen dort die meisten Schüler/-innen auch die Grundlagen des Gerüstbaus.
Die 1400 Schüler/-innen bleiben in der Regel zwei Jahre lang in dieser Schule. Ein zweiwöchiger Schulaufenthalt mit Workshops im jeweiligen Bildungsgang wechselt sich immer mit einem zweiwöchigen Aufenthalt im Betrieb ab.
Wir diskutierten angeregt mit dem Schulleiter Herrn Labarbe und dessen Stellvertreter Herrn Godin, mit dem Workshopleiter für den Bereich Gerüstbau Herrn Debord, mit dem Vertreter des Gerüstherstellers Layher in Bordeaux Herrn Roué sowie Herrn Staniul über die Schwerpunkte und Besonderheiten der beruflichen Bildung in Frankreich und Deutschland. Außerdem tauschten wir mit dem Englischlehrer und Dolmetscher Herrn Lafon-Kilian Erfahrungen zu den Erasmus+-Mobilitäten aus. Wir hoffen bald Vertreter der »BTP CFA de la Gironde Blanquefort« bei uns in der Schule begrüßen zu dürfen, um weitere Möglichkeiten für Erasmus+-Mobilitäten für andere Bildungsgänge des Fritz-Henßler-Berufskollegs zu schaffen.
Herr Staniul begleitete uns nicht nur dankenswerterweise als Übersetzer zu all unseren Terminen, er stellte uns auch sehr eindrücklich die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung im Gerüstbauhandwerk in Frankreich vor. Ein erstes Bildungszentrum für Gerüstbau besteht bereits in Paris. Dort erlernen zurzeit 10 Gerüstbauer dieses Handwerk. Herr Staniul ist sehr interessiert daran uns bei zukünftigen Schülermobilitäten zu unterstützen.
Außerdem begrüßte uns Herr Clouté-Cazalaa auf dem Firmengelände seines Gerüstbauunternehmens »E.V.L. Echafaudages« in Carbon-Blanc bei Bordeaux. Neben einer Besichtigung des Betriebsgeländes haben wir viel über die Besonderheiten im Gerüstbau im Großraum Bordeaux, zur Gerüstplanung, Mitarbeiterakquise und über Verdienstmöglichkeiten im Beruf erfahren. Auch den Stellenwert der Arbeitssicherheit in Frankreich nahmen wir deutlich wahr, als uns eine Übersicht über die Kurse der 25 Mitarbeiter vorgestellt wurde, die in diesem zertifizierten Unternehmen arbeiten.
Beim Besuch des Neubaus einer großen, hochwertig geplanten Weinkelterei im Médoc nahe Bordeaux konnten wir miterleben, wie etliche Gewerke auf einer französischen Baustelle arbeiten. Vom Gerüst aus hatten wir einen wunderbaren Blick über den Ort, die Weinfelder und zum Fluss Gironde. Hier sollen demnächst Kreuzfahrtschiffe für eine Degustation anlegen, wenn das Bauprojekt abgeschlossen ist. Um uns diese Gegend rund um Bordeaux zeigen zu können, fuhr uns Herr Clouté-Cazalaa persönlich über die Médoc-Weinstraße mit einigen prächtigen Chateaus zur Baustelle.
Mehr über Land und Leute konnten wir aber auch im Rahmen einer Stadtführung und bei einem Ausflug nach Saint Émilion kennenlernen. Durch die Führung auf Fahrrädern bekamen wir einen guten Überblick über die Stadt Bordeaux. Um die Erfordernisse an den Gerüstbau einschätzen zu können, hatte unsere Stadtführerin Diane eine individuell auf unsere Wünsche abgestimmte Führung zu denkmalgeschützten Bauten der UNESCO-Welterbestätte und auch zur neuen Architektur und Stadtplanung in dieser lebendigen, sich entwickelnden Metropole zusammengestellt. »Schlafende Schönheit« muss Bordeaux heute niemand mehr nennen.
Alles in allem haben wir viel gelernt und interessante, sehr abwechslungsreiche und harmonische Tage in dieser tollen Stadt miteinander erleben dürfen!
Text: K. Köhler
Fotos: S. Kluck
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