Wertschätzung im Handwerk

Ein persönlicher Bericht zum praktischen Leistungswettbewerb 2022

»Ein Aufruf zur Teilnahme am Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (PLW) 2022«; damit fing es im August 2022 an. Ein Wettbewerb, der jährlich auf Kammer-, Landes- und Bundesebene ausgetragen wird. Dabei werden die Besten der Handwerksjugend ermittelt und ausgezeichnet. Des Weiteren besteht die Möglichkeit eine Begabtenförderung zu erlangen. Teilnehmen kann jeder frischgebackene Handwerksgeselle und jede frischgebackene Handwerksgesellin mit guten Leistungen in der Abschlussprüfung der Ausbildung.

Im Wettbewerb der Raumausstatter/-innen habe ich, Ronja Siebel (22 Jahre), in diesem Jahr teilgenommen. Von Anfang an war es für mich kein Wettbewerb, um sich zu vergleichen oder zu gewinnen, stattdessen übe ich einfach mit Freude und Liebe zum Detail handwerkliche Tätigkeiten aus. Auch wollte ich meine »neuen Kollegen und Kolleginnen« kennenlernen und mich durch ihre Arbeiten inspirieren lassen. Meine Ausbildung ist zwar beendet, dennoch schreitet die berufliche Entwicklung immer vorwärts und ich lerne nie aus.

Auf Kammerebene wurden in diesem Jahr im September – bedingt durch die Coronapandemie – die Sieger/-innen anhand der Gesellenprüfungsergebnisse ermittelt. Dadurch gewann ich das Privileg im Oktober auf Landesebene an einer Arbeitsprobe teilnehmen zu dürfen.

Der Beruf der Raumausstatter/-innen teilt sich in vier Teilbereiche auf: die Raumdekoration mit Licht-, Sicht- und Sonnenschutz, das Polstern von Möbeln, das Verlegen textiler und elastischer Bodenbeläge, sowie die Wandgestaltung durch Tapeten und Wandbespannung. In dieser ganzen Vielfalt fertigte ich innerhalb eines Tages zu allen Bereichen vorgegebene Arbeitsproben mit gestelltem Material an.

Uns Teilnehmern wurde gedankt, dass wir unser Talent teilten: Der Wettbewerb sei keine Prüfung. Wir durften uns den Tag so angenehm gestalten wie wir wollten. Der Tag sei für uns persönlich.

Bei dem Wettbewerb erfuhr ich eine so unglaubliche Wertschätzung. Jegliche Kosten, die für mich entstanden, wurden erstattet. Das Material und Werkzeug lag für jeden im Vorhinein vorbereitet und geordnet einsatzbereit. Wir konnten uns während der Arbeit austauschen und einen Tag unseren erlernten Beruf ausüben.

Im Anschluss nahmen unabhängige Fachleute aus NRW die Arbeitsproben ab. Wir Teilnehmenden bekamen ein Feedback und wurden ausgezeichnet. Im Wettbewerbsberuf der Raumausstatter/-innen nahmen mit mir insgesamt drei junge Frauen teil. Wir alle konnten an diesem Tag unsere Stärken präsentieren und abends geehrt nach Hause fahren. Für mich ist es ein Geschenk nun als Erstplatzierte im November auf Bundesebene anzutreten. Ich bin dankbar für die Wertschätzung meiner Arbeit und sehe es für mich persönlich als Bestätigung, den für mich richtigen Beruf erlernt zu haben.

Abschließend möchte ich all diejenigen ermutigen, die überlegen einen handwerklichen Beruf auszuüben. Trau dich zu diesem Schritt, auch wenn erst nicht alles rosig und angenehm im Handwerk scheint. Ich durfte erfahren, dass Handwerker/-innen in dieser Welt gebraucht werden. Durch das Geschick der eigenen Hände entsteht etwas Nützliches, Notwendiges oder einfach nur Schönes für das Auge oder die anderen Sinne eines Menschen. Das Handwerk ist ein unglaublich wertvoller Schatz.

Text: R. Siebel

Fotos: R. Siebel, © WHKT

Wir wünschen natürlich unserer ehemaligen Schülerin Ronja Siebel viel Erfolg bei dem anstehenden Bundeswettbewerb in Stuttgart und drücken ihr die Daumen.

Nachtrag: Mitte November fand der Leistungswettbewerb im Handwerk auf Bundesebene in Stuttgart statt. Ronja gehört nun zu den zehn besten Jung-Raumausstattergesellen 2022. Wir gratulieren herzlich zu diesem besonderen Erfolg!